"Das Wetter von gestern ist eine Tragödie, das Wetter vor 15 Jahren eine Statistik"

Das Stalin zugeschriebene Zitat "Ein Toter ist eine Tragödie, 1000 (100.000? Millionen?) Tote sind eine Statistik" wurde mit sehr hoher Sicherheit nie von ihm gesagt. Schade, so wird es etwas umständlicher, meinen Punkte zu machen!

Das, was Stalin nicht gesagt hat, wäre zynisch und menschenverachtend. Aber wie steht es mit dieser Variation übers (Extrem-)Wetter?

"Das Wetter von gestern ist eine Tragödie, das Wetter vor 15 Jahren eine Statistik"

Autor:innen, die über den Klimawandel schreiben, haben nämlich die Angewohnheit, Extremwetterereignisse aus jüngerer Vergangenheit als Aufhänger zu wählen. Das hat den offenkundigen Nachteil, dass zukünftige Lesende sich an der Stirn kratzen und erst einmal Wikipedia konsultieren müssen: Was war nochmal 1976 , 1978, 1990, 2003? Und ja, dieses Schicksal wird auch die Ahrtalflut von 2021 ereilen.

Deshalb mein zynischer(?) Rat an Klimaautor:innen: Das jüngste Extremwetterereignis ist nicht unbedingt ein geeignetes Beispiel, sofern man nicht nur für ein Publikum der nächsten zwei Jahre schreiben will. Mit etwas Abstand ist das nur ein Ereignis unter vielen ähnlichen. Und unabhängig von der Frage, ob die Reaktion zynisch ist: Berichte über das letzte Extremwetterereignis sind ein journalistisches Klischee und niemand mag Klischees.

(Aber obligatorisches Nicken in Richtung Wolf Haas: Freilich ist das "Wetter vor 15 Jahren" in vielerlei Hinsicht nicht ganz bedeutungslos!)